Elefanten-Polo beim thailändischen König

Polofanten-Transport

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Der thai­län­di­sche König lädt regel­mä­ßig zum gro­ßen Polo-Turnier – mit Ele­fan­ten statt Pfer­den. Die Tiere werden extra dafür von weit her geholt. Unsere Autoren haben das High-Society-Event besucht und saßen anschließend zwei Tage mit Elefanten auf der Ladefläche eines LKW.

Polo beim König Kapitel 1

Text von Cristian Litz & Fotos von Marcus Vogel

Einmal landet der Armeehelikopter, der wachend über der königlichen Residenz kreist, hundert Meter weit weg vom Spielfeld. Die Elefanten sammeln sich in der Mitte des Felds, stehen im Kreis, berühren sich gegenseitig mit den Rüsseln. Fürchten sich wohl, trösten sich, warten. Es ist der ergreifendste Moment beim Elefantenpolo-Turnier. Das Elefantengemeinschaftsgefühl wirkt auch bei den Menschen. Der Moment ist zum Weinen sentimental.

Prasop Tipprasert, ein lustiger, runder, quirliger Thailänder, sorgt schnell dafür, dass das Spiel unterbrochen wird. Erst als der Hubschrauber wieder weg ist, sind die Elefanten bereit weiterzuspielen – zum Vergnügen der High Society. Es sind vor allem reiche Menschen aus dem Westen, die hier im thailändischen Hua Hin eine Woche lang Elefantenpolo spielen. Hauptsächlich Engländer – aber auch Australier, Deutsche, Franzosen sowie ein paar US-Amerikaner und einige Thailänder. Söhne oft, die ein exklusives Hobby brauchen, was ganz Skurriles, um zu zeigen, dass sie reich sind. Und besonders.

Elefanten-Polo zum Tierschutz

Die Einnahmen sind für das Elefantencamp in Lampang, eine Stiftung im Norden. Dort haben sie gerettete Tiere untergebracht, die illegal zum Holztransport eingesetzt und misshandelt wurden. Jedes der sechzehn Dreimannteams spendet 10.000 Dollar. Und das Hotel gibt 40 Prozent seiner Einnahmen (die Nacht kostet 300 Dollar) dem Elefantenfond. Doch die Tiere, die hier spielen, haben davon nichts. Sie kommen aus dem 700 Kilometer entfernten Surin und gehören Farmern. Wie Mr. Lee, er besitzt den größten der 34 Elefanten hier: die knapp drei Tonnen schwere Suwanlau. Auf ihr sitzt der Schiedsrichter. Alle Tiere beim Polo sind Weibchen, Männchen wären zu aggressiv.

Prasop Tipprasert, der eben noch das Spiel unterbrochen hat, ist der Obermahout. So nennt man in Südostasien die Führer von Elefanten. Er arbeitet für das Elefantencamp in Lampang. Prasop trägt die Verantwortung für die Tiere, heuert sie und ihre Mahouts an, erklärt denen die Spielregeln, begutachtet die Elefanten. Er macht das im fünften Jahr, schläft im Resort, nicht in den Zelten und bekommt die teuren Whiskys vom Sponsoren in die Hand gedrückt. Im Gegensatz zu den anderen Mahouts, die mit den weißen Männern und Frauen nichts, gar nichts zu tun haben. Außer, dass sie die Elefanten lenken, mit einem Polospieler hintendrauf.

Die „Shitkeeper“

Elefantenführer, das ist hier Männersache. Doch auch Frauen sind am Spiel beteiligt – als „Shitkeeper“. Sie rennen während des Spiels zu zweit mit einem großen Bastkorb aufs Feld und sammeln den fußballgroßen Elefanten-Dung, der ständig irgendwo landet, auf. Dafür bekommen sie umgerechnet knapp zwei Euro am Tag. Und ab und zu ein Danke schön. John Claytor, ein Amerikaner, der nicht nur mitspielt, sondern auch gern am Mikro kommentiert, ruft einmal laut: „Applaus für die Shitkeeper. Die Ladies machen einen Klassejob.“ Alle klatschen. Die Frauen, die gerade den schweren Bast-Korb vom Platz schleppen, freuen sich. Sie sind sich der Würdelosigkeit des Ganzen nicht bewusst. Nur Prasop Tipprasert verzieht das Gesicht – und ich. Wir sehen uns an und verstehen uns. Von dem Moment an, am Nachmittag des zweiten Tages, war er anders zu mir.

Nach der Siegerehrung reißt Prasop Tipprasert die Hände hoch, lacht anders als er sonst lacht. Er hat ja oft gelacht in dieser Woche. Nun ruft er: „I am free. I am free.“ Ein fragender Blick, es bricht aus ihm raus: „Das hier ist Luxus-Leben, nur Spiel. Das wahre Leben ist woanders.“ Wo? „Willst Du es kennenlernen?“ Ja. „Ist gefährlich. Heute Nacht werden die Elefanten abgeholt. Nach Surin. Zwei Tage Fahrt im Truck. Der ist offen. Ihr müsst mit den Elefanten hinten rauf, im Regen. Sonst gibt es keinen Platz. Aber es wär wirklich.“ Ok. „Seid um Mitternacht hier.“ Er schaut zweifelnd. Für Prasop bin ich einer derer, die nur gespielt haben, Elefantenpolo. Dekadenter Luxus.

Das Turnier in Hua Hin am Golf von Siam, der Sommerresidenz des Königs von Thailand, war gut getimed. Während der Spiele hat es kaum geregnet. Aber ab jetzt ständig und viel. Wir, Marcus, Fotograf und ich, sind am Treffpunkt um Mitternacht. Es ist niemand da, mit dem wir reden können. Mr. Lee, und einige andere, lächeln, nicken, sonst keine Kommunikation. Eine seltsame Nacht. Die Sonne geht gerade auf, als wir endlich Prasop Tipprasert ans Mobiltelefon bekommen. Er ist auf dem Weg nach Lampang, die ganz andere Richtung, mit zwei Babyelefanten. Er sagt: „Ihr wolltet das wahre Leben kennenlernen. Ich kenn es schon. Ich fahr heim.“ Ohh? „Warte, die Trucks werden kommen.“ Wann? „Keine Ahnung, morgen, übermorgen. Geduld.“ Prasop kündigt an, Kollege Prakorb Chamnankit werde vorbeischauen. Wir warten drei Tage, bleiben bei den Mahouts in einem umfunktionierten Camp der Armee.

Abtransport Kapitel 2

Dann kommen sie endlich. „Truck! Truck!“ Aufregung, Hektik. Mr. Lee packt eilig Säcke voll, Frauen rollen Matten zusammen. Nur kurze Eindrücke gibt es bei dem wenigen Licht, dem hohen Tempo. Aber klar ist, einige Mahouts schlafen noch auf den von der Armee gestellten Feldbetten. Greife Mr. Lee an die Schulter, deute mit dem Blick auf die Schlafenden. Er sagt: „One Truck, one Truck.“ Hält ein Handy hoch. Da! Der Motor ist zu hören. Die Scheinwerfer zu sehen. Tatsächlich. Wir werden die Elefanten heimbringen.

Es regnet brutal. Durch die Zeltplane tropft überall das Wasser. Die Mahouts sind Besitzer der Elefanten, manchmal aber nur die Führer, dann heißen sie offiziell Salalis, Diener. Aber jeder nennt sie Mahouts. Klingt ehrenvoller. Einen Elefanten zu führen, ist schwer, man braucht sein Vertrauen, muss quasi mit ihm alt werden, von klein auf dabei sein. Elefant und Mahout, das sei was Ähnliches wie eine Ehe, sagen sie hier oft.

Kommunikation mit Elefanten

Mit sechs Männern und fünf Frauen waren wir im einem Zelt. Alle kommen aus der Provinz Surin im Nordosten des Landes, an der kambodschanischen Grenze. Mit den Elefanten klappt die Kommunikation besser als mit den Menschen. Die tiefen dunklen Augen. Die Blicke. Düster, traurig, wissend, passend zur Stimmung. Als würden sie alles verstehen. Weise. Vor allem enttäuscht. Als Mensch liest man viel hinein in die Blicke, ahnt Ironie, Neugier, Tiefsinn, wo nur große Augen sind.

Der Truck, eine alte, klapprige Karre, Marke Hino, Viertonner, ist da. Unser Zeltgenosse Mr. Mu sucht Suwanlau, die größte der Elefantinnen. Er findet sie schnell, hakt ihr den Takor, die gefährlich aussehende Eisenharke ans Ohr, mit der die Tiere angetrieben und gelenkt werden. Er zieht daran. Redet mit ihr. Alles problemlos, alles schnell. Suwanlau ahnt vielleicht: es geht heim. Sie zögert kurz, geht aber allein auf den Wagen, der vom Damm der Piste nach unten gefahren wurde, damit sein Heck fast auf Höhe des Weges ist.

Neon im Norden

Mit Suwanlau kommt noch Mulrat, etwas kleiner, auf den Truck, dann das blaue Moped von Mr. Lee. Dazu ein paar Taschen, ein Pappkarton mit Kleidern, der am Ende der Reise wegen der Feuchtigkeit zerfällt. Auch ich und noch einige andere Leute nehmen auf der Ladefläche Platz.

Das Elefantenladen im Dunkeln dauert keine zehn Minuten. Abfahrt. Zuerst nach Norden, nach Bangkok, auf der Schnellstraße, vorbei an Neon, Neon, Neon, im Regen, alle Farben, schrille Spiegelungen auf der nassen Fahrbahn, schnelle gelbe, rote, schrillblaue Eindrücke, Reflektionen, Huschen, Surreales, Schillern, ein Rausch. Wir fahren schätzungsweise 40 bis 60 Stundenkilometer, überholen viele. Durch die Lattenroste der Seitenverkleidung sind Dörfer zu sehen, Städte, wenige Autos, viele Mofas. Tempo. Prasop hat gesagt, es komme auf die Geschwindigkeit an. Elefanten mögen es nicht wirklich auf dem Truck. Nachts muss gefahren werden, weil die Sonne sie zum saufen zwingen würde. Gut, dass es regnet. „Schlecht für dich, gut für die Elefanten.“

Die lange Reise der Polofanten

Suwanlau, die links steht, hat Durchfall. Mulrat dagegen lässt nur alle zwei, drei Stunden, drei, vier fußballgrosse Dungknödel plumpsen. Suwanlau aber ständig. Ihre sind giftig grün und matschig. Mulrats braun. Suwanlau ist unruhig, trippelt viel mehr, Mulrat steht oft ganz still. Ich sitze einen Meter hinter Suwanlaus faltigem Hintern. Wenn sie mit dem langen Schwanz wackelt, trifft sie mich manchmal mit den harten Borsten. Stört sie nicht.

Immer wieder mal reiben sie sich den halbtrockenen Schlamm von den Schädeln und den vorderen Rücken mit den Rüsseln ab. Der Fahrwind schleudert die Brocken nach hinten. Sie stechen im Gesicht. Der Laster rattert, quietscht, hat schlechte Federungen, selbst die Schnellstraßen sind uneben, ab und zu tut es richtig weh. Stehen kann man nicht immer. Jeder fällt zwei-, dreimal hin. Es riecht anfangs nach Diesel, später nach Urin und Scheiße. Die Elefanten stehen mit dem Kopf zum Fahrerhaus. Wir Menschen sind hinter ihnen, hinter uns das blaue Moped.

Überall Dung

Je länger die Fahrt dauert, desto häufiger trippelt Suwanlau. Manchmal reiben sich die beiden Elefanten aneinander, der Truck schwankt dann leicht. Stark, wenn sie sich an den Seitenwänden reiben, was sie am zweiten Tag oft machen, aber immer nur, wenn der Truck steht. Jedes Mal wenn Suwanlau den Schwanz anhebt, schreit jemand eine Warnung. Alle werfen sich nach hinten. Die Waden tun mir weh vom Dauerkauern in der Hocke. Zweimal hab ich Krämpfe. Weil überall Dung ist, kann man nirgends sitzen. Hunger.

Gegen Mittag halten wir, essen an der Straße, Schweinefleisch, eigentlich Schweinefett, nur zu ertragen, weil es stark gewürzt ist. Wringe mein Hemd aus, krahme die Geldscheine aus der Tasche, sie sind völlig durchnässt, nur noch Papiermatsch. Kein Zahlungsmittel mehr. Das Geld in meinem kleinen Rucksack ist feucht, aber noch Geld. Die Salalis und die Frauen kommen nicht zum Essen. Mr. Lee schüttelt den Kopf. Der Lastwagenfahrer sagt: No, no. Weiter. Hinten auf dem Laster will niemand die in Bananenblätter eingewickelten süßen Teigstückchen, die ich mitbringe, essen. Peinliche Situation. Wahres Leben.

Endlich in den Wald Kapitel 3

Die Fart geht weiter, unerbittlich: die Elefanten produzieren Dung. Der Mann neben mir, Wahid, macht daraus eine Barriere, damit der Elefantenurin nicht zu uns fließt. Es regnet stark, und nach neun Stunden steht das Urinwasser so hoch im Truck dass es über die wadenhohe Barriere spült. Wahid flucht nicht. Ich schon. Wir spannen eine Plastikplane über den hinteren Teil der Ladefläche. An den Rändern der Plane läuft Wasser herab. In ihrer Mitte sammelt sich Wasser, beult sie aus. Eine Stunde später ist es zu schwer, läuft vorne, nahe der Elefanten, runter. Die Schnur der Plane kann die Wassermasse nicht mehr halten. Mein Sitznachbar Sunga rammt mit dem Takor ein Loch in die Plane. Wir haben einen Wasserfall im Truck, in der Mitte des Menschenteils.

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Mitpassagier Wahid hat aus dem Elefantendung eine Barriere gebaut, um den Urin der Tiere fernzuhalten.

Einmal schlafe ich kurz, auf dem Moped sitzend, Sunga hinter mir, Rücken an Rücken. Wir halten. Durch die Lattenroste der linken Seite schimmert ein Tankstellenschild. Will runter, da fährt der Laster wieder an. Hänge draußen. Kann zurückschwingen über die Klappe. Pinkeln ist ein seltsamer Vorgang. Zwischen die Holzlatten der Lastwagenwand muss ich während der Fahrt den Penis raushängen. Wie die Frauen das hier machen? Keine Ahnung. Nach knapp 48 Stunden auf der Straße mit einer Pause und zwei Minutenstopps bin ich mir sicher, die müssen einfach nicht während der Fahrt. Stopp an der Grenze der Provinz Surin. Mr. Lee geht mit Papieren zur Bude des Veterinäramts an der Straße, holt die Stempel. Kurz hört es auf zu regnen. Die Elefanten reiben sich an den Seitenwänden, bei jeder roten Ampel, der Wagen wackelt. In einem Ort namens Kamoohindact schießen die Rüssel hoch und schnappen sich Äste von Bäumen am Straßenrand. Holz knackt, der Baum wackelt, ein Ast fällt auf die Plane, mehr Wasser.

Endlich da

Am späten Morgen sind wir endlich da: in Surin. Fahren über mehrere Brücken, Mr. Lee dreht vorne das Autoradio so laut auf, dass hinten der chinesische Song zu hören ist und Mr. Lees Klatschen. Er freut sich auf sein Dorf. Krapo Tatum hat vielleicht 200 Einwohner. Wir sind da. Die Elefanten springen fast vom Truck, trotten zu den Bäumen. Sie sind happy, machen Krach wie Diesellaster, lassen Äste knacken.

Zuhause bei Mr. Lee, seiner Frau, dem Teenager-Sohn, der nicht ein Wort sagt, dem kleinen Sohn, der nicht lacht. Essen auf dem Boden, schlafen auf dem Boden. Mr. Lee genießt es. Alle Leute des Dorfes kommen vorbei, schauen uns an wie was Besonderes, fragen „back of truck, back of truck?“ Wir sind Helden. Am frühen Abend sammeln sich viele im Matsch auf den flachen Holzgerüsten, reden, trinken Bier. Selbst Mr. Lee nimmt ein paar Schluck. Wir sind Hollywood, Entertainment. Geduscht wird mit einer Schöpfkelle hinterm Haus. Am Abend ziehen Frauen mit Wasserbüffeln und Kühen durch die Matschwege des Dorfes. Wenn es dunkel wird, ist Schluss, dann geht man schlafen in Krapo Tatum oder aber, man versammelt sich vor Mr. Lees Haus im Dunkeln.

Mr. Lee muss einer der Reichen hier sein, er hat einen Pick-up, den einzigen. Er setzt, sobald er daheim ist, seine schicke Sonnenbrille auf. Führt mich zum Markt, wo ich für zwei Euro eine Hose, ein T-Shirt und ein Paar Flip-Flops kaufe. Hose, Schuhe, T-Shirt aus dem Truck werfe ich weg. Ich hatte einfach keine Ausrüstung für diese Geschichte, für das wirkliche Leben.

Wald und Karaoke

Mehr Trucks kommen an, immer mit zwei Elefanten hinten drauf. Die hauen sofort ab in die Wälder. Haben sich schon in Hua Hin kaum für Menschen interessiert, hier, in der Heimat, gar nicht mehr. Wir werden Mr. Lees Vater vorgestellt in Ban Sala, einem Nachbarort. Besuchen orange gekleidete Mönche in Ban Kha Po. Mr. Lee führt uns ins Restaurant am Fluss. Fisch, scharf, Bier, Karaoke. Mr. Chen singt mit viel Gefühl, in der richtigen Stimmlage, im Takt. Mr. Jam eher nicht so. Mr. Lee, würdevoll, gar nicht. Mr. Jam kann ein bisschen Englisch, erklärt, dass ich dran bin. Im Katalog ist ein Lied mit englischem Titel, „Money, Money“. Das wird es. Ist aber leider nicht von Abba. Immerhin wird der Text auf englisch und thailändisch über den Fernsehschirm gejagt. Ich rappe den Song. Danach ist sofort Schluss mit Karaoke. Keiner sagt ein Wort.

Von Mr. Chen lerne ich, dass man für einen alten Elefanten etwa 2.000 Euro zahlen muss, für ein Baby das Doppelte, es wird ja länger leben. Der Besitzer eines männlichen Elefanten bekommt 200 Euro, für einmal „Pam, Pam“, sagt Mr. Chen. Er klatscht mehrmals in die Hände. 200 Euro aber nur, wenn ein Baby geboren wird. Elefanten werden bis zu 80 Jahre alt, wenn ich die Finger und Hände richtig gezählt habe, ab 15 Jahren „Pam, Pam“. Mr. Chen will, dass Marcus Elefantenpampam fotografiert. Zwei Nächte muss er in den Wald. Vergeblich.

Das wahre Leben

Am letzten Abend suche ich Suwanlau und Mulrat. Die große Suwanlau erkenne ich, sie mich aber nicht. Oder aber ich langweile sie. Mulrat entdecke ich nicht, sie ist so groß wie einige andere, für mich nicht mehr definierbar. Ein paar kleine Elefanten schauen mich neugierig an. Ab und zu sehe ich auch älteren in die Augen. Wieder dieser wissende, traurige Blick. Nach einer Woche bringt uns Mr. Lee im Pick-up dreißig Kilometer nach Surin zum Bus nach Bangkok. Zu zwölf Stunden Fahrt, mit Klimaanlage, ohne Elefanten. Das Abschiedsessen auf dem Markt: gehackte Hühnerleber, roh. Als wir in den Bus steigen, umarmt uns Mr. Lee. Sieht traurig aus. Sagt: „Come back, come back.“

In Bangkok: Telefonat nach Lampang. Obermahout Prasop sagt, er komme am Wochenende, wir sollen uns unbedingt treffen. Am Sonntag in einer Bar. So geschieht es. Er lacht viel, freut sich und fragt viel. Ich höre raus: er kennt Surin kaum, aber stamme selbst vom Land, das Leben dort ahnt er. Fragt nach Details wie Dusche, Essen, dem Markt, will wissen, ob wir während der Fahrt geschlafen haben. Einmal, ich hab ihm vom Dammbruch auf dem Truck erzählt, lächelt er, sagt “Shitkeeper”. Sagt, nein, er habe das nicht als Schock-Therapie gedacht, nichts bewirken wollen. Sagt aber mehrmals: “Das ist wahres Leben. Kein Spiel. Wahrheit.”

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Wie Christian zum Elefantenpolo kam, erfährst Du im


Autoren-Interview

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